Wer in letzter Zeit an der Huttenstraße vorbeigekommen ist, dem ist sicherlich die Baulücke beim Anwesen Nr. 15 aufgefallen. Hier soll in naher Zukunft ein Neubau entstehen, so dass dann auch die letzte kriegsbedingte Baulücke in der Huttenstraße geschlossen wird.
Das ist an sich ja eine erfreuliche Tatsache, wären da nicht die Gerüchte in der Stadt, dass dem neuen Gebäude eine Planung zugrunde liegt, deren Umsetzung ein Gebäude entstehen ließe, welches sich nur mühsam in das bestehende Gesamtbild des historischen Straßenzuges einfügen würde. Sollte das Gerücht stimmen, dann fragt sich der Laie schon, wie so etwas möglich sein kann.
Wie die meisten Bruchsaler wissen, gibt es in der Stadt bereits Objekte, bei deren Bau eben gerade auf den Aspekt des Einfügens in die bestehende Bebauung im letzten Jahrhundert allzu oft eben kein Wert gelegt wurde. Das Ergebnis ist zum Beispiel am Kübelmarkt in der dortigen Häuserzeile zu „bewundern“ – oder auch in der Luisenstraße gegenüber der Lutherkirche. Eigentlich sollte man doch denken, dass aus Fehlern gelernt werden kann, aber es scheint so, als ob man in der Huttenstraße genau den gleichen Fehler erneut machen wird. Man plant den Bau eines Hauses, das sich optisch und architektonisch nicht in das Gesamtbild einfügt. Ausgerechnet in dem Straßenzug also, in dem der Wiederaufbau nach 1945 nach einhelliger Meinung von Fachleuten am besten gelungen ist.
Wenn man nun noch weiß, dass die Eigentümer von über 30 Häusern in der Huttenstraße denkmalschutzrechtlich dazu verpflichtet werden, sämtliche Auflagen einzuhalten und dadurch zum Teil ein Vielfaches an Kosten für den Erhalt ihrer Baudenkmäler aufbringen müssen, dann ist die Planung dieses Neugebäudes geradezu ein Hohn.
Wo bleibt denn hier der Gedanke des Ensembleschutzes? Der Planungsbefürworter mag einwenden, dass es hier ja um einen kompletten Neubau geht, also kein Denkmal geschützt werden muss. Allerdings stellt sich meines Erachtens schon die Frage, ob im Zuge einer Planung nicht auch der Schutz des Gesamtdenkmales Huttenstraße in Rede steht.
Böse Zungen in der Stadt behaupten, dass am Ende der politische und gesellschaftliche Einfluss des Grundstückeigentümers den Ausschlag dafür geben wird, wie das neue Gebäude am Ende aussieht. Ob dem so ist, vermag ich selbst nicht zu beurteilen, gehe aber zugleich davon aus, dass im Wege eines transparenten Verfahrens solche Vorwürfe gegenüber der Bürgerschaft sicherlich leicht auszuräumen sind.
Nach Lage der Dinge war es anscheinend so, dass die städtische Baubehörde, welche die Planung genehmigt hat, sich im Rahmen der geltenden Bestimmungen bewegte und sogar positiv auf die Gesamtplanung eingewirkt hat. Und das, obwohl es scheinbar keinen gültigen Bebauungsplan oder eine entsprechende Gestaltungssatzung gibt.
Wenn aber die Bürgerstiftung als Bauherrschaft selbst derart unsensibel mit dieser historischen Situation umgeht, obwohl sie als gemeinnützige Organisation sich doch auch der Förderung des Denkmalschutzes, der Kultur und Heimatpflege in ihrer Satzung verschrieben hat, dann ist das schon befremdlich.
Jedenfalls kann es nicht so sein, dass ein zwar nicht rechtlich, aber doch sachlich gebotener Denkmalschutz auf dem Altar der finanziellen Rendite eines Investors / Eigentümers geopfert wird. Das hatten wir in Bruchsal in der Vergangenheit schon allzu oft und es wäre wirklich schade, sollte so etwas wieder geschehen.
Vorrangig geht es hier um den Schutz eines architektonisch wertvollen Bereiches unserer Stadt, aber auch der Glaubwürdigkeit verschiedener Akteure in Politik, Gesellschaft und Verwaltung.
Um dieses Thema genauer unter die Lupe zu nehmen, hat sich der Verein Bruchsalia entschlossen, eine kostenlose Informationsveranstaltung anzubieten. Bei dieser Veranstaltung am 9. Januar wird Herr Florian Jung, Mitglied der Kommission für Stadtgeschichte und ausgewiesener Kenner der Materie, dem interessierten Publikum das Thema “Huttenstraße – Zerstörung und Wiederaufbau” näher bringen.
Die Veranstaltung beginnt am 9.1.20 um 19.30h im Pfarrsaal St. Paul und Sie sind herzlich eingeladen.