Jeder Bruchsaler kennt sie, die alten Natursteingebäude alten Güterbahnhof. Die jüngere Generation Bruchsals allerdings nur als stillgelegte leere Hallen, an denen man sich im täglichen Bruchsaler Verkehrschaos vorbeistaut.
Die Gebäude haben den Krieg überdauert und sind ein schönes und wertvolles Zeugnis der Bruchsaler Industriegeschichte. Solche Zeugnisse gibt es nicht mehr viele, die meisten alten Anlagen fielen entweder den Bomben des 1. März zum Opfer, oder aber dem Abrisswahn in den 1950er bis 1980er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dieser hat, unter Federführung der damaligen Stadtverwaltung, in Bruchsal tiefe Wunden hinterlassen.
Neben den Güterbahnhofshallen steht noch das Alte Wasserwerk, das Gebäude der ehemaligen Malzfabrik in der Kaiserstrasse (Möbel Fuchs), die Bruchsaler Farbenfabrik, der Schlachthof, von dem allerdings in den 1990er Jahren wichtige Gebäudeteile abgerissen wurden, oder die alte Ölmühle in der Württemberger Strasse. Diese Gebäude dokumentieren nahezu als letzte noch die Industriegeschichte des alten Bruchsal.
Letztere ist im übrigen ein wunderbares Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn ein entsprechender Wille vorhanden ist. Nun scheint ein weiteres dieser Industriedenkmäler in Gefahr und es geht das Gerücht um, daß der westliche Ausgang des geplanten Fußgängertunnels, der künftig die entstehende Bahnstadt mit der Innenstadt verbinden soll, mitten zwischen den Güterhallen liege und in der Folge große Teile oder gar die kompletten Güterhallen abgerissen werden sollten.
Weshalb ein Tunnelzugang mit Treppe und Aufzügen den Abriss darüber stehender Gebäude erforderlich macht, erschließt sich nicht und so fordert der Verein zur Erhaltung historischer Bauwerke in Bruchsal die Verwaltung und hier Oberbürgermeisterin Petzold Schick zu einer Stellungnahme hinsichtlich der Planung und Zukunft der Güterhallen auf. Grundsätzlich ist auf eine Planung hinzuarbeiten, die den Erhalt der übrigens denkmalgeschützen Güterhallen in den Mittelpunkt stellt.
Wie soetwas aussehen kann, ist in vielen Städten im In – und Ausland zu sehen , Städte in denen der Erhalt von historischen Gebäuden Vorrang vor dem Abriss hat. Schöne Beispiele hierfür sind die Hackeschen Höfe in Berlin, die alte Tuchfabrik in Bamberg, der Meatpacking District in New York City, das Alte Wasserwerk in Bonn etc.
Ich gehe davon aus, dass es im städtischen Bauplanungsamt genug kreative Köpfe gibt, die, wenn man sie auch lässt, auch Entwürfe und Planu.ngen erstellen können, die über das in Bruchsal gerne umgesetzte Tabula Rasa Prinzip hinauskommen. Eben mal kein Abriss gefolgt von Beton und Stahlneubau, sondern “integrierende Architektur”, die vom Erhalt unserer Stadtgeschichte geprägt ist.
Das wäre doch mal was Neues in unserer Stadt!
P.S. Anbei ein paar Fotos vom Meatpacking District in New York City, ein Gebiet in dem es sehr viele dieser alten Güterhallen gibt und die nun alle in die Bebauung integriert werden.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17.7.2017 bei BRUCHSAL.ORG veröffentlicht.